Heiligabend, 24. Dezember 2012
Klar doch: wirklich ernst genommen hat das niemand von uns – die Sache mit dem Weltuntergang vor drei Tagen. Fragt sich nur, warum alle möglichen Blättchenmacher und Programmdirektoren so lange auf diesem toten Pferd herumreiten konnten. Irgendwer muss sich ja doch wohl für diese Phantasien interessiert haben.
Hand auf´s Herz: Weltuntergang scheint nahe zu liegen. Und das liegt nicht an den alten Maya im fernen Mittelamerika. Deren Astrologen waren die Kollegen der Weisen aus dem Morgenland und anderer Himmelskundler der vorindustriellen Menschheit. Die wollten alles andere, als Untergang und Chaos verkünden. Sie wollten lebenserhaltende Ordnungen und Regeln entdecken, einschließlich Gefahrenabwehr. Und sie waren als Forscher so erfolgreich, dass uns heute noch der Mund vor Staunen offen stehen bleibt.
Dass Weltuntergang Quoten bringt, hat andere Gründe. Wir kennen sie. Kaum jemand, den der Alarmruf „Klimawandel“ noch kalt lässt. Dann das Gefühl, dass Weihnachtseinkäufe und Urlaubsflüge keineswegs „alle Jahre wieder“ garantiert scheinen. Wo soll das hinführen mit den brutalen Interessengegensätzen, die heute das Leben der Völker und sozialen Gruppen bestimmen? Der soziale Kitt, Familie, Nachbarschaft, Freundschaft: worauf kannst du künftig überhaupt noch bauen?
Ein Kuddelmuddel der Gefühle. Und das ist wohl eher untertrieben. Wäre das Leben ein börsennotiertes Aktien-Unternehmen, viele Experten würden wohl raten: verkaufen, verkaufen, verkaufen. Nur, an wen?
Echte Weltuntergangsgefühle 2012, das ist keine Sache der Katastrophenfilme im Fernsehen; wahlweise mit Super-Erdbeben; Eisschmelze an den Polen, Meteoriteneinschlag oder gar unfreundlichen Marsmännchen. Die giftigen Gefühle schleichen sich von innen heran. Und sie nehmen fürs erste nicht gleich die ganze Welt, sondern unseren ganz persönlichen Lebensmut in die Zange. Kann ich überhaupt noch danken für das Leben, das ich habe; für das Leben, das meine Enkel zum größten Teil noch vor sich haben. Keine sehr weihnachtlichen Gefühle, aber sehr reale!
Der, dessen Geburt wir heute feiern und bekennen, hat zum Thema „Aktienkurs des Lebens“ eine wunderbare klare, unmissverständliche Haltung. Gerade denen, deren Kurs am tiefsten gefallen war, hat er Tag um Tag zugerufen: Nicht wegwerfen! Nicht aufgeben! Wer gegen Gottes scheinbar verrammelte Türen haut, dem wird schließlich aufgetan.
Und ein ums andere Mal hat er nach seinen Begegnungen mit vormals Verzweifelten das Fazit, das Geheimnis ihres Neuanfangs nachgeliefert: Immer wieder stellt er fest: „Dein Glaube…“ wegen der Bedeutungsverschiebungen unserer Sprache sagen wir im Sinne Jesu heute wohl besser „Dein Vertrauen hat dich gerettet!“ Frauen sind das und Männer, kleine Leute und Elite-Typen, Behinderte und Kraftprotze, Leute mit sauberer Weste und Schmuddeltypen, Kinder und ganz Alte, Einfältige und Gelehrte. Sie alle entkommen ihrem persönlichen Weltuntergang, weil sie sich – von Jesus inspiriert – in die Arme Gottes werfen.
Nein, diesen Jesus findest du auf keiner Weltuntergangsparty. Er, der Christus, der Lebendige, hat genug damit zu tun, dir und mir Mut zu machen, den Schatz unseres Lebens festzuhalten, solange es Gott gefällt. Sein Versprechen „Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt“ übersetzt sich für mich in den Leitsatz „Jede Zeit ist Gottes Zeit“. Jede Zeit ist deshalb auch gegen schlimmen Augenschein eine Zeit, in der das Leben Verheißung hat.
Aber unser Gott ist keiner, der den Kurs des Lebens auf fernem Himmel manipuliert. Den Kurs des Lebens hochzuhalten, braucht er Menschen. Das ist unser Daseinszweck, im ersten Kapitel der Bibel nachzulesen. Ein Elternpaar, Hirten und Weise waren die Ersten beim Neuanfang von Bethlehem.
In unseren Tagen sind wir dran. Jesus traut uns nicht weniger zu als seinen ersten Vertrauten. Friede auf Erden, von der Nachbarschaft bis vor die Tore der Rüstungsfabriken und zu den Kriegsschauplätzen; die Gerechtigkeit, die vor Gott Bestand hat, die handlungsbereite Liebe zu Gottes Schöpfung: diese hochwirksame Medizin gegen Weltuntergang bzw. die lähmende Angst davor braucht Hände und Stimmen, Herz und Verstand.
Das ist das Weihnachtsgeschenk, das unser Gott sich wünscht: Menschen, die das Leben und die Welt zu ihrer Sache machen. Menschen, die auf seine Botschaft so entschlossen setzen wie die Hirten von Bethlehem – nicht mehr und nicht weniger.
In diesem Sinne: Frohe lebensmutige Weihnachten!