Gott, Du Liebhaber des Lebens,
seit den Tagen von Babel
zeugen Ruinen von den Irrwegen der Menschen.
Schöpfer, Du kennst unsere Verwirrung und Ängste,
die heute ausgehen von der Ruine in Tschernobyl:
Denkmal menschlichen Herrscherwillen über die Schöpfung,
Tempel eines Zeitalters der Energie im Überfluß,
nun zerborsten in einer Wolke des Unheils
über den Völkern Europas.
Auf der Suche nach einer lebenswerten Zukunft
beten wir zu Dir, der Quelle allen Lebens
– für die Menschen,
die sich nun ängstigen um ihre Gesundheit,
die am schwersten getroffenen Menschen in Osteuropa,
aber auch die Mütter und Schwangeren bei uns,
dass sie nicht aufhören, das Leben zu lieben
und alle Kräfte einzusetzen zur Bewahrung der Schöpfung
– für die Verantwortlichen in der Politik,
Wissenschaft und Wirtschaft,
dass sie sich offen und ehrlich mit den Lehren
dieser Katastrophe auseinandersetzen
und die Zeichen der Zeit erkennen
– für unsere Mitgeschöpfe,
deren klagende Stimme wir nicht hören,
die Fische im Wasser, die Vögel unter dem Himmel,
Schmetterlinge, Blumen und Bäume,
dass ihr stummes Leiden durch unsere Umkehr gemildert werde
– für uns selber und für unsere Gemeinde,
dass wir im täglichen Leben dem Geist der Verschwendung
abschwören und das Maß unseres Lebens finden.
Du kommst uns entgegen auf diesem Weg der Umkehr,
denn an die Stelle des Turms von Babel
hast Du das Kreuz Deines Sohnes gesetzt,
damit wir in ihm das Leben und volle Genüge haben.