Die Liste der „…zäne“ mussten wir in der Schule pauken wie die Jahreszahlen von Entdeckungen, Schlachten oder Thronbesteigungen. Trotzdem habe ich von Paläozän, Pleistozän, Miozän, und wie die vormenschlichen Erdzeitalter alle heißen, nie eine lebendige Vorstellung gewonnen. Je nachdem, vor 50 oder 300 Millionen Jahren: das ist ungefähr so anschaulich wie eine Entfernungsangabe in Lichtjahren.
Seit ein paar Tagen geht mir das mit den „..zänen“ etwas anders. Das stolperte ich in einer Zeitschrift über den Begriff „Anthropozän“. Dies altgriechische Kunstwort müsste man etwa mit „Zeitalter des Menschen“ übersetzen. Nichts, will der Wortschöpfer sagen, prägt das Schicksal des Blauen Planeten im „Anthropozän“ so sehr und allumfassend, wie Tun und Lassen des Menschen. „Anthropozän“ ist heute, 2009 ff!
Von den anderen „ zänen“ unterscheidet sich das „Anthropozän“ auch durch seine Dauer. Es ist keine Sache von Millionen Jahren, sondern nur eine Millisekunde der Erdgeschichte. Erst seit reichlich 200 Jahren ist es passend, vom „Anthropozän“ zu sprechen, seit wir damit begonnen haben, fossile Brennstoffe in immer größeren Mengen aus der Erdkruste zu kratzen und zu pumpen. Ohne diese Idee wäre der Globus nicht so lebensgefährlich ins Schwitzen geraten wie gegenwärtig. Da ist es kein Fehler, Ross und Reiter beim Namen zu nennen: „Anthropozän“!
Noch ist Hoffnung, dass das „Anthropozän“ nicht im Kollaps endet. Dazu reicht aber eine Weltklimakonferenz, wie im Dezember 2009 in Kopenhagen, nicht aus. Staatslenker können viel beschließen, solange wir alles beim Alten lassen möchten. Dann freilich könnte aus dem „Anthropozän“ rasend schnell ein neues Eozän werden. Damals, vor ca. 55 Millionen Jahren, war´s auf der menschenleeren Erde zuletzt so warm, wie wir es wieder werden lassen könnten. Vom Eozän lassen sich vielleicht tolle Animationsfilme drehen. Aber ein Lebensraum für meine Enkel wäre das bestimmt nicht.