Grüß Gott, liebe Christenmenschen,
wenn es nicht gerade Katzen und Hunde regnet, wie wir Mäuse zu sagen pflegen, dann setze ich mich am Sonntagmorgen gern vor die Kirche und beobachte den Anmarsch der Leute zum Gottesdienst.
Sehen kann ich mit meinen Augen ja nicht allzu viel. Aber meine Ohren, meine Nase und mein Tastsinn gleichen das locker aus. Jedenfalls kenne ich meine Gemeinde aus dem Eff-Eff. Ich weiß genau, wie es sich anhört, wenn die alte Frau M. etwas aus der Puste ist. Und der Raucherhusten von unserem Jugendpresbyter alarmiert mich jeden Sonntag aufs Neue. Die Stimmen der Kindergottesdienst-Kinder liebe ich natürlich ganz besonders. Überhaupt, das ist hochinteressant, so ein akustischer und geruchlicher Gemeindeaufmarsch am Sonntagmorgen; Offen gesagt, manchmal stinkt es dabei ganz erbärmlich. Immer dann, wenn ein Auto vor der Kirche hält. Für meine Mäuselunge ist das pures Gift. Schließlich leben wir erheblich näher am Auspuff als die Christenmenschen. Trotzdem, solange da ein Schwiegersohn die Oma oder die Mutter eine Fünfjährige vor der Kirche absetzen, will ich ja gar nichts sagen.
Aber einigen von Euch muß ich schon ins Gewissen reden. Ich kenne die Gemeindekartei und weiß, wo Ihr wohnt. Eure gesunden Füße stecken in Siebenmeilenstiefeln, wenn ich mal unsere Schrittlänge vergleichen darf. Warum um alles in der Welt führt Ihr jeden Sonntagmorgen einen Abgaskrieg gegen unschuldige Kirchenmäuse? Da liebe ich mir die Fahrradfahrer unter Euch. Mit dem Rad zur Kirche, das bringt den Kreislauf in Schwung und schont Mäuse und Igel. Man muß ja mit der Zeit gehen, und das Fahrrad ist nun mal ein echter Fortschritt.
Wir Kirchenmäuse fordern deshalb sichere Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder an der Kirche. Da ist ja die ganze Erbauung futsch, wenn man nach dem Gottesdienst seinen Drahtesel vergeblich sucht. Und aus beklauten Fahrradbesitzern werden besonders schnell Autofahrer. Aber trotz aller Loblieder aufs Fahrrad: die gottwohlgefälligste Art zum Gottesdienst zu kommen, ist nach wie vor der Spaziergang. Das hat eine Fachkommission gottesgelehrter Kirchenmäuse in einem Gutachten für den Umweltbeauftragten der Westfälischen Kirche erst kürzlich festgestellt. Das gilt besonders dann, wenn Ihr Euch mit Nachbarn oder Freunden verabredet. Dann hat man schon wirklich was erlebt, bevor die Orgel loslegt, und ist richtig fit für den Gottesdienst. Probiert das doch mal aus,
empfiehlt Eure Kirchenmaus
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