Grüß Gott, liebe Christenmenschen,
wer das Blättchen bei uns in den Pfarrhausbriefkasten geworfen hat, kann ich nicht sagen. Der Fingerabdruck riecht sympathisch und keineswegs fremdartig. Obwohl es sich eigentlich nur um einen Christenmenschen aus der katholischen Nachbargemeinde handeln kann. Wer sonst sollte den Gemeindebrief der katholischen Pfarrgemeinde in der Nachbarschaft verteilen? Irgendwie nett, daß dabei auch ein Exemplar für die evangelische Pfarrersfamilie abfällt. Also, ich habe mich gleich an die Lektüre gemacht. Eine äußerst anregende Sache, kann ich nur sagen.
Zuerst habe ich mich
ja ein wenig an dem Ausdruck „Pfarrgemeinde festgebissen. Das
klingt in meinen Protestantenohren natürlich stark nach
Kleriker-Kirche. Aber am Ende zählt die Praxis. Und die wird, nach
dem, was ich so aus ökumenischen Kirchenmauskreisen höre, im Gutem
wie im Schlechten hüben und drüben ziemlich ähnlich sein; egal ob
sich diese Gemeinschaft von Christenmenschen nun Pfarrgemeinde oder
Kirchengemeinde nennt.
Äußerst lehrreich finde ich, wie
die katholischen Christenmenschen von ihren Gottesdiensten reden. Ihr
müßt nämlich wissen, daß sie dafür einen eigenen Ausdruck haben:
Heilige Messe. Ich habe lange darüber nachgedacht, was sie damit
meinen könnten. Ich glaube, jetzt hab ich´s.
Eine
Messe, wie ich sie aus dem Fernsehen und gelegentlichen Kontakten mit
Artgenossen aus Frankfurt, Hannover und Leipzig kenne, ist ja eine
riesige Sache. Unübersehbare Hallen voller köstlicher Dinge,
jedenfalls für den Geschmack der Menschen. Ein Angebot, an dem
mensch sich gar nicht satt sehen kann. Und „Heilige Messe“ als
katholischer Name für Gottesdienst, das soll wohl heißen: Gott ist
noch viel reicher als die gewaltigste Schau menschlichen Reichtums.
Und er hat für jeden Menschen etwas anzubieten. Ein interessanter
theologischer Ansatz, finde ich.
Vielleicht hängt damit
auch zusammen, daß die katholischen Christenmenschen ihre Heilige
Messe laut Gemeindebrief „feiern“ und nicht „halten“, wie das
unsere Pastoren meist nennen. Also, ich finde das eine sehr
herzerwärmende Einstellung, jeden Gottesdienst als Anlaß zum Feiern
zu verstehen. Ehrlich gesagt, spüre ich von jeher eine gewisse
Reserve gegenüber so urevangelischen Worten wie Gottesdienst-
„Ordung“ oder gar „verordnetem Predigttext“. Und bei den
„Abkündigungen“ sehe ich die alte Obrigkeitskirche noch richtig
vor mir.
Ja, ja, es ist immer wieder erstaunlich, wie so
ein kleiner Blick über die Kirchhofsmauer das Denken anregt,
findet
Eure Kirchenmaus.