Grüß Gott, liebe Christenmenschen!
Wir sind uns schon einmal begegnet. Aber Sie werden sich kaum erinnern. Neulich am Sonntag bin ich zwischen Ihren Beinen durchgehuscht. Sie haben´s nicht gemerkt, weil Sie zerstreut im Gesangbuch geblättert haben. Na, fällt der Groschen? Richtig! In ihrer Kirche war´s, während des Sonntagmorgen-Gottesdienstes.
Denn so wahr Sie ein wackerer Christenmensch sind, bin ich eine waschechte Kirchenmaus von der Emscher. Seit mein Ur-Ur-Urgroßvater in der Aktentasche eines Vikars aus dem Siegerland zugereist ist, lebt meine Familie in Ihrer Kirche. Mein elterliches Nest befand sich hinter der Orgel. Sie brauchen nicht mehr nachzusehen. Eines schönen Tages in der Vorweihnachtszeit ist es dem Besen des Küsters zum Opfer gefallen. Ich stamme übrigens aus eine Mischehe. Meine Mutter ist nämlich seinerzeit bei einer ökumenischen Trauung im Kofferraum des katholischen Pfarrer bis vor Ihre Kirchentür mitgefahren.
Ich finde es an der Zeit, daß wir anfangen miteinander zu reden. Schließlich haben wir im Paradies zusammengelebt, unser Schöpfer, Ihr Menschen und wir Mäuse. Und die Kirche soll uns alle doch ein kleines bißchen an das Paradies erinnern – oder täusche ich mich da?
Kurzum, liebe Christenmenschen, ich will Ihnen künftig an dieser Stelle ins Ohr wispern, was mir so auffällt in unserer gemeinsamen Kirche. Und Sie können mir ja schreiben, wenn Sie Lust haben.
Tschüß bis nächste Woche
Ihre Kirchenmaus