Bei Dir, Du Gott des Friedens,
und im Gedächtnis der Völker ist unvergessen,
wie unser Volk Verbrecher zu seinen Führern erwählte
und ihnen folgte, als es galt,
unsere Nachbarn und die ganze Welt mit Krieg zu überziehen.
Deshalb beten wir um den Geist der Ehrlichkeit
für die Regierenden
und alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes,
heute, wo deutsche Soldaten
bereitgestellt werden zum Einsatz
in den Konfliktregionen unserer Zeit.
Lass uns nicht vergessen,
dass Waffen niemals den Frieden bringen,
sondern höchstens den Krieg zu ersticken vermögen.
Schärfe Verstand und gewissen
für die verborgenen eigennützigen Interessen,
die hinter vielen Interventionen
im Namen der Menschlichkeit stehen.
Gerade für unser Volk beten wir um
die Phantasie der Menschlichkeit und der Liebe,
wenn es gilt, waffenlosen Formen der Nothilfe
und der Friedensdienste zu stärken
und neu zu gestalten.
Dein Geist, der zu Pfingsten
die Welt in Erstaunen versetzte,
verleihe den Sprachlosen eine Sprache,
wenn sie aufeinandertreffen
an den Orten des Schreckens und der Ängste,
in Flüchtlingslagern, Lazaretten, an Grenzen und Fronten:
die, die Hilfe und Schutz brauchen,
und jene, die sie bringen wollen und sollen.
Bewahre sie alle davor,
dass aus Unkenntnis und Unverständnis
neue Feindschaft und neues Blutvergießen entspringen.
Lass die Christinnen und Christen
in allen Lagern damit beginnen, erste Brücken zu bauen
über Ratlosigkeit, Verzweiflung und Vorurteile hinweg,
damit Interventionen im Namen der Menschlichkeit
den Völkern und unserem Volk
nicht als Deckmantel des Eigennutzes dienen,
sondern einer ausgestreckten Hand ähnlich werden,
die den Ertrinkenden ergreift und rettet.