„Halleluja“, nicht gerade eine Headline, die der Reisende im Zeitschriftenkiosk am Bahnhof erwartet. Aber Zweifel sind ausgeschlossen: dick und fett steht da „Halleluja“ auf dem Magazin im Lifestyle-Regal. „Halleluja“ und dann in kleinerer Type „Weihnachten“, um genau zu sein „Weihnachten vom Grill“.
Ich will´s noch genauer wissen und habe in Sekunden Klarheit: kein pfiffiges Kirchenprojekt, das mir bisher entgangen wäre. Einfach nur die schrille Aufmachung eines Männer-Mampf-Magazins namens BEEF. „Für Männer mit Geschmack“ sei man am Werk, ist dem Cover zu entnehmen. Mit Geschmack ist offensichtlich die Ansprache der Geschmacksnerven gemeint, nicht etwa der „gute Geschmack“, der über Kühlschrank und Teller weit hinaus reicht. Dass dem so ist, unterstreicht der gegrillte Weihnachtsvogel, der in sorgfältig optimierten Brauntönen die Titelseite beherrscht. Auch beim Preis haben die Macher einen „Mastercut“ hingelegt, um im Grilldialekt zu bleiben: Glatte zehn Euro soll es mich kosten, dem weihnachtlichen Anti-Veggie-Halleluja auf den Grund zu gehen.
Ich denke, das Geld kann ich stecken lassen. Es ist klar und nicht neu, was hier passiert. Wieder mal haben sich lockere Typen als Resteverwerter verwelkender christlicher Überlieferung betätigt. Emotion um jeden Preis, warum nicht auch mal in der Tonart frommen Jubels, der noch im kollektiven Gedächtnis nachhallt. Halleluja, immerhin wissen das die Boys&Girls aus der Redaktion noch, gehört nicht auf Friedhöfe oder in Beichtstühle, sondern in die Stunden, wo die Frommen high waren; vorzugsweise z.B. zu Ostern – die Sache mit dem leeren Grab -, allerdings weniger zu Weihnachten. Deshalb gibt es für eure Wahl liturgiegeschichtlich auch nur eine Vier! Weihnachten geht nicht mit Halleluja, sondern mit „Gloria“; nicht der von Preußen und auch recht nicht der von Thurn und Taxis. Zu Weihnachten gehört „Gloria in excelsis Deo – Ehre sei Gott in der Höhe, und Frieden auf Erden“. Andererseits, ich verstehe euch ja: „Gloria – Weihnachten vom Grill“, wäre einfach missverständlich. Jeder würde dahinter das Interview mit „Gloria vom Grill“ vermuten.
Wiederum: habt Ihr das wirklich gemeint: „Lobt Gott! – Weihnachten vom Grill“? In nachchristlicher Zeit gehört es einfach zur Fairness, dass wir unzeitgemäßen Restchristen euch die deutsche Übersetzung unserer hebräischen Anfeuerungsrufe zur Kenntnis geben.
Wofür er seinen Gott loben will, muss jeder Mensch selbst fühlen. Andererseits behaupten biblische Propheten, dass sich Gott bei einer bestimmten Sorte Loblieder entsetzt die Ohren zuhält, immer dann, wenn seine Fans zuvor die Gesetze des Lebens mit Füßen getreten haben. Also Faktencheck: aus welcher Haltung stammen all die Gänse, Enten, Fische, Rinder, Schweine, die da den BEEF-Lesern zu ihrem Weihnachtsglück verhelfen sollen? Wie viel tierisches und menschliches Leid bildet den Kollateralschaden beim Halleluja-Weihnachten? Der das empfiehlt, hat es noch nicht zum Vegetarier geschafft. Aber er ist auf dem Weg zurück zur maßvollen und genussvollen Sonntagsbraten-Kultur seiner Nachkriegskindheit.
Um das Seelenheil der Magazinmacher muss ich mir keine Sorgen machen; wegen Unzuständigkeit. Aber wohl auch wegen deren Ahnungslosigkeit. Was sie gesucht haben, war der geile, Auflage fördernde Spruch, nicht das freche Bündnis mit dem Gott, an den sich Juden und Christen halten. Woher sollten sie auch wissen, welche Aufforderung sie da aufs Cover geknallt haben?
Uns Christenmenschen, auf dem Weg aus den Resten der Volkskirchen in Gemeinschaften, die nicht mehr sein wollen als „Salz der Erde“, erinnern Plattheiten wie das BEEF-Halleluja daran, dass unser Gott angebliche Gotteslästerung abschüttelt wie der Pudel das Wasser. Er braucht dazu keine juristischen Hilfstruppen, auch dann nicht, wenn es erheblich ärger kommt als auf dem Bräter-Blatt. Gottes Ehre verletzen kann ohnehin nur, wer sich mit ihm eingelassen hat. Und auch für die hat die Macht, die wir Gott nennen, Barmherzigkeit vor Strafe gesetzt.
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