Wenn es nach dem Duden geht, dann gibt es das Wort und die Sache überhaupt nicht. Das kirchliche Alltagsleben freilich belehrt uns eines anderen. Das noch duden-unwürdige Tätigkeitswort hat gewisse Chancen, in nicht allzu ferner Zeit mit Singen, Beten, Predigen, Kollektieren und Verwalten in einem Atemzug genannt zu werden, wenn es gilt, die hiesigen Lebensäußerungen der Kirche Jesu Christi in Worte zu fassen: die Kirche faxt.
Ist es wirklich erst fünf Jahre her, als die Kooperation zwischen zwei Nachbargemeinden noch kläglich daran scheitern konnte, weil Pastor Meier und Pastor Müller sich regelmäßig am Telefon verpaßten? Auch die Anrufbeantworter halfen da nur sehr bedingt aus der Klemme. Denn in der Regel tun diese Maschinen ja nicht mehr, als die Verantwortung für den Rückruf nach dem Ping-Pong-Prinzip hin und her zu kicken.
Da scheint wirklich ein neues Zeitalter anzubrechen, jetzt, da sich die letzten Lücken im Fax-Netz zwischen Röhlinghausen, Kreiskirchenamt und Henrichenburg im Eiltempo schließen. Jeder hat jeden jederzeit am Schlafittchen, ob es um den kollegialen Geburtstagsgruß, um die Adresse des Ausflugslokals mit der preiswerten Schlachtplatte oder um den Austausch von wegweisenden Konzepten für den Gemeindeaufbau geht. „Fax mir´s mal rüber“, „Ich schick dir´n Fax“, solche Zurufe zwischen Tür und Angel vermitteln immer häufiger die Illusion enger geborgener Zusammenarbeit im Haus der Kirche. Außerdem drückt das Fax aufs Tempo. Wer eben mal seine gut gemeinten Botschaften dank Programmiermöglichkeiten des Gerätes „rundfaxen“ kann, mag sich ernsthaft einbilden, noch mehr in seinen Tag hineinpacken zu können.
Am Ende liegen diese Faxe, wie vielerorts zu beobachten, wie Altpapier unerledigt auf dem Schreibtisch der Empfängerinnen und Empfänger. Inzwischen ist es zum Geheimtip geworden, wichtige Angelegenheiten in der Form des altertümlichen Briefes auf den Weg zu bringen, wenn dem Absender wirklich an der Aufmerksamkeit des Empfängers liegt.
Fax Christi, wie der Apparat in unserm Kirchenbüro grinsend genannt wird, mag von einigem Nutzen sein – Pax Christi (den Frieden Christi) wird er nie ersetzen können.
(„Unsere Kirche“ 23.4.1995)