Also jetzt reicht´s! Dieses Massaker an unseren Autos muss Konsequenzen haben! Ganz abgesehen von den sechs Mitbürgern, die das Pfingstunwetter 2014 mit ihrem Leben bezahlt haben. Zehntausende entwurzelter Bäume in den Städten an Rhein und Ruhr. Dort, wo sie eigentlich gar nicht hingehören. Auf unseren Straßen Bilder wie im Kongo-Urwald. Ja, ich sag´s, wie´s ist, auch wenn gefühlsduselige Baumfreunde das nicht gern hören.
Bäume und ein störungsfreies Autobesitzerleben, das geht einfach nicht zusammen. Es wird höchste Zeit, dass wir gleiches Recht für alle fordern. So wie Bauern und Jäger den Wolf und den Bären ausmerzen durften, so fordern wir das Recht auf eine baumlose Umwelt für unsere Autos. Und das nicht nur, wenn Krieg herrscht in der Natur, wie bei diesem Unwetter, sondern immer. Stellen Sie sich doch mal vor, Sie selbst hätten eine so empfindliche Haut wie meine Lolita, mein geliebter Flitzer. Auf ihren Lack rieseln Jahr für Jahr spätestens ab Ende August die Lindenblätter der Straßenbäume. Keine Beauty-Queen hält das auf die Dauer aus. Und auf der Arbeit kenne ich mindestens zwei Kollegen, die haben nach kräftigem Wind schon peitschenförmige Äste von Birken auf ihren Autos gefunden. Andere Gangsterbäume haben mit Kastanien und Eicheln auf Autos geschossen. Nein jetzt ist Schluss!
Am Stammtisch haben wir unser Manifest für die „Baumfreie Welt für Auto und Mensch“ formuliert und begossen. Wir suchen nur noch eine Partei, die daraus praktische Politik macht.
Wir fordern zum Wohl von Auto und Mensch: Mindestabstand von hundert Metern zwischen parkenden Autos und Bäumen. Den Parkplatz bestimmen die Autos bzw. ihre Fahrer. Die Bäume haben sich danach zu richten. Alle Bäume, die dieser Bestimmung zuwider handeln, werden gefällt.
Mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde können einzelne Baumstümpfe, nicht höher als 100 Zentimeter, stehen gelassen werden, als Pinkelhilfe für Rüden, sofern die Hundesteuer bezahlt ist – und für Männer nach 22 Uhr, sofern sie die Getränke-Quittung eines Gastronomiebetriebes mit sich führen. Vögel und andere Baumbewohner haben sich rechtzeitig vor den im Amtsblatt angekündigten Fällungen bei der Naturschutzbehörde zu melden. Die veranlasst das Weitere.
Den Notlügen einzelner Bäume, sie würden keinerlei Laub mehr abwerfen, ist kein Glaube zu schenken, es sei denn, ein vereidigter Sachverständiger bestätigt, dass der des Laubabwurfs verdächtige Baum sich drei Jahre lang daran gehalten hat.
Für den Fall sentimentaler Irritationen in der Bevölkerung nach der Entfernung der Bäume empfehlen wir die Aufstellung von Baummodellen aus recycelbarem Kunststoff im Maßstab 1:1. An traditionellen Treffpunkten, z.B. ehemaligen sog. Dorflinden, empfehlen wir Sondermodelle, die auch olfaktorische Eindrücke – z.B. Duft der Lindenblüte – und akustische Erlebnisse, z.B. Blätterrauschen, vermitteln. Deutscher Erfindergeist wird mit der Sicherstellung dieser Funktionen nicht überfordert sein. Die Autoindustrie ist vermutlich auf Spenden für das Projekt ansprechbar.
Sollte sich durch die flächendeckende Herstellung der Autofreiheit tatsächlich vereinzelt Sauerstoffmangel einstellen, fordern wir die rechtzeitige Aufstellung von ansprechenden „Oxygen-Bars“ auf den Bürgersteigen. Ihre Kapazität muss mindestens der Sauerstoffproduktion der entfernten Bäume entsprechen. Der Betrieb dieser Zapfsäulen mit je zehn Mundstücken, davon zwei für Kinder, kann aus der PKW-Maut finanziert werden.
Der Aufenthalt lebender Bäume auf Privatgrundstücken bleibt erlaubt, sofern der Sicherheitsabstand von einhundert Metern zum nächsten parkenden Auto außerhalb des Grundstücks gewahrt bleibt. Der Einlass Fremder zum Besuch lebendiger Bäume auf einem Privatgrundstück gegen Eintritt ist als Gewerbe melde- und steuerpflichtig. Kindern unter zwölf Jahren ist der Besuch solcher Örtlichkeiten im Blick auf ihre Erziehung zu guten Autobesitzern verboten.
Ich weiß, es wird noch etwas dauern, bis wir im Blick auf die Bäume geschafft haben, was Bauern und Jäger bei Wolf und Bär gelungen ist. Aber nachdem wir Autofahrer zum Klimawandel ja schon nach Kräften beigetragen haben, wird das nächste Unwetter hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen. Das bringt uns garantiert die Stimmung, die wir brauchen.