Wusch…..! Das war Kleinplanet Pluto samt Monden. Vorbei gezischt mit einem Affenzahn von mindestens 50.000 Stundenkilometern. Die Nasa-Sonde „New Horizons“ (Neue Horizonte) ist mit leichtem Gepäck unterwegs. Bremsraketen für eine ordentliche Pluto-Umrundung waren nicht drin. Was sich da aus 10.000 Kilometern Vorbeiflughöhe, sprich zwölf ungebremsten Flugminuten bis zu einem Aufschlagpunkt schnappschießen ließ, ist trotzdem sensationell, neu und scharf. Pluto hatten wir noch nicht. Aber die „New Horizons“ warten jenseits dieses äußersten Flügelhalters unserer kleinen Planetentruppe. In etlichen Jahren bekommt es „New Horizons“ mit dem Kuipergürtel zu tun. Ein unordentliches Grenzland unseres Planetensystems mit zehntausenden Superbrocken mit gut und gerne 100 Kilometern Durchmesser und einer unübersehbare Menge Kleinzeug. Wie wahrscheinlich da finale Auffahrunfälle sein werden, müsste ich bei der NASA nachfragen.
Spannender noch ist die Vorstellung, dass der Flitzer „made by man“ dann irgendwann wirklich an die Grenze kommt, die bisher nur für Captain Kirk und seinesgleichen hinüber und herüber passierbar war. Der Raum, in dem die Anziehungskraft unserer Sonne von der eines anderen Himmelskörpers überwogen wird. Adé auf immer, du Planetensystem mit dem blauen Planeten Terra, dem dritten vom Zentralgestirn aus gezählt. Das sind dann wirklich neue, unserem Lebensgefühl ganz und gar unerschlossene Horizonte. Eine menschliche Kolonie auf dem Mars wäre wohl dagegen wohl ein lässiger Außendienst-Job.
Ich weiß nicht, was mich mehr baff macht. Die unglaubliche Verlässlichkeit der Himmelsmechanik, die solche Spritztouren über die Grenzen von Planetensystemen planbar macht. Oder die technische Leistungsfähigkeit des 1. Jahrzehnts im 21. Jahrhundert, die sich dieser Himmelsmechanik anzupassen wusste. Schließlich hat „New Horizons“ ja die Zeit seit dem Start im Jahr 2006 für die bisherigen 4 Milliarden Kilometer gebraucht.
Über die Kosten, lerne ich, muss man angesichts sonstiger irdischer Prestige-Budgets nicht allzu viele Worte verlieren. Viel teurer als die Hamburger Elbphilharmonie kommt der Trip nicht. Und beim Flughafen Berlin-Brandenburg reicht der „New Horizons“-Etat nicht für viel mehr als eine der Nachfinanzierungen.
Also, alles in Butter? Bye bye „New Horizons“? Nein, ich mag kein Spielverderber sein. Und trotzdem müssen wir es für das Protokoll des Unternehmens Menschheit immer wieder sagen. Wir mögen „New Horizons“ geil oder sonstwie finden. Wir mögen uns diesen Trip leisten. Die irdische Dringlichkeitsliste ändert sich dadurch um keinen Deut. Der Ruin unserer irdischen Lebensgrundlagen wird sich niemals durch Fluchtbewegungen innerhalb oder außerhalb unseres Planetensystems gutmachen lassen.
Nur wer dazu unüberhörbar ja gesagt und seine Lebensart ehrlich auf den Prüfstand gestellt hat, mag sich mit „New Horizons“ auf eine Traumreise machen – aber hienieden rechtzeitig wieder an Ort und Stelle sein.