Als die „Grauen Panther“ seinerzeit die Krallen wetzten, um sich ins deutsche Parteiengetümmel zu stürzen, fehlten mir noch einige Jährchen, um glaubhaft bei diesem Unternehmen mitzumischen.
Außerdem, so richtig eingeleuchtet hat mir das Projekt einer politischen Partei für Senioren ohnehin nicht.
Klar, wir Alten haben unsere ganz speziellen Päckchen zu tragen. Aber welcher von Wahlergebnissen abhängige Politiker ist schon so dumm, fahrlässig oder gar vorsätzlich unseren Zorn zu erregen? Ob als Konsumenten, Spender, Steuerzahler, Wählerinnen: die Alten muss man sich warm halten, bis hin zu peinlichem Betutteln. Und die Unglücklichen unter uns? Armut, Isolation, Hoffnungslosigkeit treffen Kinder, jugendliche Migranten, Alleinerziehende und Witwen gleichermaßen und meist aus den gleichen skandalösen Gründen. Die „Grauen Panther“ jedenfalls sind seit einigen Jahren Parteien-Geschichte.
Was soll ich da von dieser nagelneuen Partei halten? „Partei der Neuen Generation“ Mitgliedsalter laut Satzung mindestens 18, höchstens 40 Jahre?
Ganz oben im Wahlprogramm steht der Aktionsplan für Schulabbrecher. Die will die Jugend-Partei von der Straße holen und ihnen den Einstieg ins Berufsleben ebnen. Ich weiß, dass sagen sie alle, die Jugendpolitiker der Berliner Parteien. Unser Land kann auf keinen jungen Menschen verzichten, auch wenn er oder sie auf ihrem Bildungsweg gestolpert sind. Für diese systematische Jugendförderung muss immer genug Geld da sein. Deshalb will sich die „Partei der Neuen Generation“ nicht damit abfinden, dass gesellschaftlicher Reichtum im Sumpf der Korruption verschwindet.
In den Wahlkämpfen des Jahres 2012 wird freilich von der „Partei der Neuen Generation“ nichts zu hören sein. Denn sie wendet sich nicht an uns, sondern an das Wahlvolk der Inselrepublik der Salomonen im südwestlichen Pazifik. Dort gewinnt so ein Projekt schnell an Sinn und Profil: ein Heer junger Leute, die zusehen müssen, wie der Reichtum ihrer Heimat, erworben durch Bergbau und Tourismus, von einer kleinen Elite verschleudert wird. Trau keinem über 40, kann da schon mal zur politischen Parole werden.
Ich werde aber das Gefühl nicht los, an der Sache mit der militanten Jugendpartei könnte auch hier zu lande etwas dran sein – mehr jedenfalls, als an einer Seniorenpartei. Schließlich geht es für die hiesige Minderheit der Jungen um ihr Recht auf Leben im umfassendsten Sinn des Wortes. Nicht nur um das bisschen Lifestyle, das alle Jahrzehnte wechselt. Nicht allein um die Freiheit im Net, das einen auch gewaltig Zappeln lassen kann. Noch nicht einmal um eine solide Antwort auf die Frage, ob und wer denn mal eine Rente zahlt.
Die junge Minderheit unter uns und die junge Mehrheit weltweit haben ihr Recht auf Leben einzufordern: Brot, Frieden, Luft, Erde und Wasser. Gemessen an den Träumen der jungen Jahre ist das nicht alles. Aber ohne diese elementaren Güter ist alles andere nichts.
Gäbe es eine Partei der Jungen Menschheit, die solche Maßstäbe konsequent an die Realpolitik anlegte, ich wäre schrecklich gern einer ihrer Spender.
3.059 Zeichen; 12. März 2012