Urlaub bei Feiglingen?

Gestatten, Abdallah! Allah hat meine Großfamilie mit einem erklecklichen Anteil an den Ölvorräten, dem Schwarzen Gold Arabiens gesegnet. So hält sich die Arbeitslast auf meinen Schultern in Grenzen. Alle Urlaubsparadiese auf Erden stehen mir sperrangelweit offen, jederzeit. Folglich geben sich die Tourismusmanager alle Mühe, mein Wohlgefallen zu gewinnen. Schließlich reist ein muslimischer Ehemann meines Kontostandes weder solo noch mit angespitztem Rotstift in der Tasche. Ein komplettes Luxushotel für zwei Monate am Stück kann ich mir schon leisten.

Diesmal soll es Deutschland sein, praktischerweise. Da lassen sich gleich noch ein paar Termine mit meinen germanischen Leibärzten einschieben. Aber lassen wir das. Erst kommt das Vergnügen. Meinem Holidayplaner hab ich gesagt, er soll diesmal ein paar schneebedeckte Berge ins Programm nehmen. Die sind allemal eindrucksvoller als diese lächerlichen Schneepisten in der Halle, auf die einige meiner Mit-Scheichs schwören. Ich sehe mich schon federleicht emporschweben auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze, in einer dieser Seilbahn-Kabinen. Eigentlich wollte ich mir sogar eine Privatkabine etwas repräsentativer ausstatten lassen. So ein leichter Goldüberzug in der Morgensonne, das macht doch was her.

Aber ich weiß nicht recht. Mein Mitarbeiter hat mir den neuesten Zugspitzen-Prospekt gezeigt. Auf dem Foto fehlt auf einmal dieses tolle vergoldete Gipfelkreuz der Zugspitze. Dabei sollte es doch den glänzenden Kontrast bilden zu meiner vergoldeten Seilbahnkanzel.

Warum machen die Deutschen so etwas? Bauen ein berühmtes Kreuz ab, das sogar uns Söhne des Propheten aus der fernen Wüste magisch anzieht. Ist denen ihre Religion inzwischen so peinlich und geschäftsschädigend, dass sie ihre Spuren möglichst beseitigen wollen? Nur, damit wir Gläubigen bei ihnen um so hemmungsloser unsere Dollar ausgeben?

Also, mich fragt ja keiner. Aber ich kann die Deutschen nur warnen. Angenommen, sie machen aus dem Kölner Dom ein Orientmuseum. Bilden die sich wirklich ein, wir Muslime kämen in Scharen gelaufen? Oder es würde uns gnädig stimmen, wenn ab 1. Januar 2020 wegen weltanschaulicher Neutralität der Standesämter in Deutschland alle christlichen Vornamen verboten würden? Aber vielleicht ist diese Idee ja noch besser: demnächst ist es in Deutschland verboten, im Umkreis von tausend Metern rund um Moscheen Schweinefleisch zu verkaufen. Eine Menge Städte würden dann praktisch im Handumdrehen Schweinefleisch-frei. Ein Trupp Imane würde zufrieden in ihren Bärte brummen, nur um dann die nächsten Schritte auf dem Weg in den Gottesstaat einzufordern.

Nein, je mehr ich darüber nachdenke, umso unpassender finde ich meine aktuellen Urlaubspläne. Feigheit gehört zu den drei Lastern, die unsere Religion ächtet. Bei uns selbst natürlich, aber auch bei unseren ungläubigen Nachbarn. Wobei deren Ungläubigkeit uns in guten Zeiten nie daran gehindert hat, in respektvollem Frieden nebeneinander zu leben – oft sogar beieinander in abertausenden von Orten und Straßen.

 

Diesmal wird’s nichts mit dem Deutschland-Urlaub. Und wenn sie auf der Zugspitze einen Goldenen Halbmond aufstellen!

P.S. Nein, es bleibt bei meiner Entscheidung gegen den Urlaub im Land der Feigen. Aber diese nachträgliche Information muss ich unbedingt noch loswerden: das Kreuz auf der Zugspitze steht noch! Diese Angsthasen haben für die Fassung des Werbeprospektes, die für uns bestimmt war, übel geschummelt. Sie haben den Fotografen so lange herumkraxeln lassen, bis er das Motiv „Zugspitzgipfel ohne Gipfelkreuz“ schießen konnte. Der Beweis? Siehe die deutsche Fassung!

 

Über Harald Rohr

Ich bin Jahrgang 1940 und lebe als ev. Pfarrer i.R. in Niederndodeleben bei Magdeburg. Mehr über mich
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