Drei Enkel im besten Lego-Alter, zwei Elternpaare, Großeltern und einiges an Tanten und Onkeln, da kommt beim weihnachtlichen Familientreffen eine ansehnliche Bescherung zusammen. Nicht nur allerlei Gekauftes, das den Kindern Freude machen soll, sondern auch weniger Erfreuliches: ein bunter, geknautschter Papier- und Verpackungsberg auf dem Fußboden. Und das, obwohl wir Erwachsenen uns seit Jahr und Tag kaum noch mit Gekauftem beschenken. Der Besuch ist das Geschenk, finden wir.
Irgendwann im späteren Verlauf des großfamiliären Heiligabends bekommt dann meist eine von den Frauen den Rappel. Sie fängt an, das bunte Drumherum einzusammeln, nach dem Prinzip Aschenputtel: die guten, nicht eingerissenen Papiere glattstreichen und ordentlich falten zur Wiederverwendung. Das Zerrissene ab in den Papierkorb. Zustimmendes Gemurmel allerseits.
In dieser Vorweihnachtszeit will ich trotzdem versuchen, der Müllhalde im Weihnachtszimmer soweit als möglich vorzubeugen: bunte Geschenkverpackungen, oft eine weihnachtstypische Dienstleistung an der Ladenkasse, bitte von vorn herein vermeiden. Könntet Ihr das versuchen, liebe Leute? Wir werden andere Tricks finden, die freudige Erwartung bei den Kinder hoch zu halten. Als Oma, ich spreche von meiner Frau, ein kleines Mädchen war, da breitete ihre Mutter einfach eine Tischdecke über die große Puppe, für die sie ein neues Kleid gestrickt hatte. Wo hätte sie 1947 auch teures Geschenkpapier hernehmen sollen?
Im Moment motiviert mich eine aktuelle globale Abfall-Prognose bis zum Jahr 2075 zu meinem Vorsatz. Danach sind, man kann es sich denken, wir Städter auf Erden die Top-Müllmacher, verglichen mit Menschen auf dem Land. Pro Tag, nicht etwa pro Jahr, „produzieren“ wir 3,5 Millionen Tonnen Müll, zehnmal soviel wie vor 100 Jahren, mit der Aussicht auf abermalige Verdoppelung in wenigen Jahren. Auf Müllautos verladen, stünden die letzten, Stoßstange an Stoßstange, dann noch am Nordkap, während die ersten schon in Nordafrika auf den Strand rollten, 5.000 km Müllschlange.
Faustregel dabei: je wohlhabender eine Konsumgesellschaft, desto giftiger ihr Müll. Ist ja auch logisch, wenn man bedenkt, was in den Rohstoffen und Produktionsprozessen unserer High-Tech-Weihnachtsgeschenke alles an toxischen Raffinessen drinsteckt. Am Ende landet ein Gutteil von dem Zeugs in den Meeren, ob man´s glauben mag oder nicht, fein zerrieben, als Bestandteil dieser Monsterstrudel, die den Fachleuten längst zum ökologischen Albtraum geworden sind.
Bei solchen Perspektiven ist die freundliche Frage der Verkäuferin: „Soll ich´s als Geschenk verpacken?“ mehr als eine saisonale Nebensächlichkeit. Wer´s nicht glauben mag, frage unsere Müllmänner der nachweihnachtlichen Sonderschichten. Unser deutsches Weihnachtsgeschäft allein füllt zehntausende Müllwagen. Und dass Vieles nicht auf der Deponie, sondern in der Müllverbrennung landet, ist auch nur ein mickeriger Trost. Abgase und Aschen von derzeit rund 2.000 großen Müllverbrennungsanlagen für den Müll der Konsumenten-Menschheit gehen selbstverständlich nicht spurlos an Luft und Böden vorbei.
Wie es am weihnachtlichen Original-Schauplatz in Bethlehem gerochen haben muss, das weiß ich. Schließlich bin auf dem Dorf und auch in Viehställen aufgewachsen. Aber der sanfte Duft von pflanzenfressendem Nutzvieh bekommt der Schöpfung und der Zukunft ungleich besser, als der erstickende Abfall, den wir produzieren, wenn es wieder heißt „Süßer die Kassen nie klingen…“